SA 19. Juni 2004
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Besuch des Ortes Posterstein, einem kleinen Ort in Thüringen, zwischen Altenburg und Gera, inmitten einer sanfthügeligen Landschaft. Das Ortsbild prägt weithin sichtbar die mittelalterliche Höhenburg Burg Posterstein, 1191 erstmals urkundlich erwähnt. Die Burg und das Museum sind weithin bekannte touristische Anziehungspunkte und sind uns ausgiebig erklärt worden vom Direktor des Museums Burg Posterstein, Herrn Klaus Hofmann.
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Am Fuße der Burg liegt gut versteckt die Postersteiner Kirche. Sie birgt in ihrem Inneren ein wertvolles Kunstwerk, denn sie ist
ausgestattet mit einem einmaligen prachtvollen Schnitzwerk barocken Ursprungs. Der Altar, die Kanzel und die Herrschaftsempore
bestehen aus unbemaltem Lindenholz. Einmalig sind die kunstvoll gedrechselten Hohlsäulen, die die Kreuzigungsgeschichte auf dem
Altar tragen. Nur eine kleine Schrifttafel mit der Aufschrift „Johannis Hopf 1689” gibt Hinweise auf den Künstler - kein Wunder,
dass man dem Unbekannten Hopf bereits eine Vielzahl unterschiedlichster Identitäten andichtete. Viele interessante Einzelheiten
sind uns auch hierzu vom Museumsdirektor vermittelt worden.
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Der Ort selbst hat eine Vielzahl gut erhaltener landschaftstypischer Fachwerkhäuser und Vierseithöfe. So war es nicht
verwunderlich, dass nach dem Besteigen des Burgturmes der geführte Besuch beim „Kunst- und Kräuterhof” auf dem
Programm stand, einem der schönsten Vierseithöfe des Altenburger Landes. Dieser Postersteiner Auenhof wurde 2002 von der Gemeinde
zum "Kunst- und Kräuterhof" saniert, wo heute künstlerische und kunsthandwerkliche Seminare, Kurse und Projekte stattfinden.
Der heute denkmalgeschützte Kunst- und Kräuterhof, auch Auenhof genannt,
wurde um 1790 zu einem Vierseithof erweitert, 1987 unter Denkmalschutz gestellt, bis zum Jahre 1990 wurde der Vierseithof noch
bewohnt. 2001 erwarb ihn die Gemeinde Posterstein. 2002 fand die Sanierung und der Ausbau des Bauernhofes zum Kunst- und Kräuterhof
statt, unterstützt durch Fördermittel der Europäischen Union, des Bundes und des Landes Thüringen. Seit Dezember 2002 ist der Hof
wieder bewohnt und wird Dank zahlreicher Veranstaltungen, Kurse und Projekte sowie Pensionsbetrieb wieder mit Leben gefüllt. Die
nächste Station war Tannenfeld.
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Tannenfeld wird als ein Kleinod des englischen Landschaftsstils bezeichnet, denn die Parkanlage ist ein beachtenswertes Denkmal der Landschafts- und Gartengestaltung. Auf 6 ha sind 53 verschiedene Rhododendron-Sorten und botanische Besonderheiten, wie Azaleen und andere Exoten wie Tulpenbäume und bizarre Säulen-Eichen, zu bestaunen.
Erwähnt sei noch das Schlösschen, das im italienischen Stil 1759 erbaut wurde und das ab dem Jahre 1899 eine Heil- und Pflegestätte für Psychiatrie und Neurologie wurde, heute ist es ein Altenheim.
Rudolf Ditzen, besser bekannt als der Schriftsteller Hans Fallada (bekannteste Romane „Kleiner Mann - was nun?”, „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst”, „Der eiserne Gustav”), war im Jahre 1912 Patient der Nervenheilanstalt Tannenfeld, Sachsen.
Wir nutzten die Zeit im Regen für eine Verpflegungspause im Garten, geschützt durch das dichte Laubdach alter Bäume.
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Sportliche Betätigung verschaffte uns die Radtour, z.T. auch auf dem neu entstandenen Sprottetalradweg, von Tannenfeld über Lohma, durch das Sprottental, Nödenitzsch bis nach Mohlis, wie üblich mit ein paar Schleifen zusätzlich, insgesamt ca. 17 km.
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Mohlis bei Altenburg hat 60 Einwohner, darunter ein einziges eingetragenes Gemeindeglied, eine über 80 Jahre alte Bäuerin. Die Fachwerkhäuser des Dorfes umgeben das Kirchlein auf dem Hügel. Die winzige Kirche wird noch genutzt für kleinere Konzerte (so auch bei unserem Besuch), aber die Turmglocke kann nicht mehr wegen Lebensgefahr geläutet werden, denn die Bausubstanz hat im Laufe der Zeit sehr stark gelitten. So ist abzusehen, dass ohne eine grundlegende Generalsanierung die Kirche keine Zukunft mehr haben wird.
Zwar präsentiert sie sich von außen noch in einem relativ geschlossenen Gesamteindruck, doch zeugen Risse im Mauerwerk von der Vergänglichkeit nicht sanierter Bauwerke, auch die Innenausstattung aus dem 17. Jahrhundert hat deutlich gelitten.
Engagierte Bürger aus Mohlis gründeten im September 2001 einen Verein zur Rettung der Dorfkirche. Durch ihre Aktivitäten wollen sie alle Kräfte bündeln und dadurch verhindern, dass die Kirche im Dorf vor ihren Augen verfällt. Das würde nicht nur einen schweren Identitätsverlust bedeuten, sondern auch das Verschwinden eines Denkmals, das das Ortsbild prägt. Die Orgel wurde zur Rettung vorsorglich ausgebaut, Öffentlichkeitsarbeit betrieben und natürlich Anträge gestellt, um Mittel für die Erhalt zu bekommen. Bleibt zu hoffen, dass Mohlis bald einen zentralen Ort bekommt, wo man Gottesdienst feiert, aber auch Kulturveranstaltungen besucht und an Versammlungen teilnimmt.
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Um 20:00 Uhr präsentierte uns der Liedermacher Thomas Koppe in der Kirche in Mohlis sein Programm „Suche nach Gold”.
Darin kommt die Suche der Menschen nach ihrem Glück zum Ausdruck. Er spricht gesellschaftliche-, politische- und
zwischenmenschliche Themen unserer Zeit an. Auch wird auf humorvolle Weise der alltägliche Kampf ums Geld ebenso thematisiert wie
das häufige Versagen der Politik. Freche, witzige und laute Songs wechseln mit ruhigen Stücken. Ein Programm voller Tiefgang und
Temperament.
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Vor dem Konzert wurden wir mit Mutzbraten gestärkt, danach haben wir am Grillfeuer auf der Wiese neben dem Kirchlein - anfangs auch mit dem Liedermacher Koppe - bis in die Nacht hinein gesungen. Vor der Nachtkälte schützte uns das Lagerfeuer, außerdem wärmte uns Bier und Wein.
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Die Fußball-Europameisterschaft in Portugal hörten wir im Radio:
Geplant war „Jetzt plätten wir die Letten!”
Es lief „0:0 gegen die Letten, ist Deutschland noch zu retten?”
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