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Joachim Schröter

Offenburg

Michael Kaeshammer: Konzert in Offenburg März 2014

Badische Zeitung, 21.03.2014



Mit besten Grüßen aus der Neuen Welt

Michael Kaeshammer Foto: Veranstalter

In den USA hat er gelernt, was den kompletten Musiker und Entertainer ausmacht:
Michael Kaeshammer zurück in der alten Heimat.

Offenburg
Fr, 21. März 2014
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.
von: Robert Ullmann

OFFENBURG. Drei Tage vor seinem fulminanten Auftritt am Mittwochabend in der Offenburger Reithalle hat Michael Kaeshammer noch im Ronnie Scott’s im Londoner Stadtteil Soho gastiert. Ein Auftritt an einem Sonntagabend im berühmtesten Jazzclub diesseits des Atlantiks – den kriegt man nicht einfach so, dort geben sich die großen Namen des Jazz die Klinke in die Hand. Nun, Michael Kaeshammer, in Offenburg geboren, in Ohlsbach aufgewachsen, als Sechzehnjähriger nach Kanada ausgewandert, ist ein Meister des Boogie-Pianos und in diesem Genre ein Star. Darüber hinaus ist er ein sympathischer, vor Intuition für sein Publikum sprühender Entertainer, und das Publikum in der Reithalle hatte mindestens genauso viel Spaß mit der Show wie der Mann am Steinway-Flügel.

Michael Kaeshammer fetzte gleich richtig los, rollender Boogie, darin eingestreut pfiffige Klavierspielereien, etwa wenn er "Kling-Klang-Klong"-Reihen in das Rollen einstreut oder eine Kette von Triolen-Trillern über den "Umpa-Umpa"-Rhythmus legt. Und irgendwann ist dieser mitreißende Einstieg plötzlich eine Beatles-Nummer: "One After 909", ein Stück aus dem frühen Repertoire der Fab Four, das gleichwohl erst auf dem späten "Let it be"-Album veröffentlicht wurde. Und Kaeshammer spielt es furios wie eine Rock’n’Roll-Nummer von Jerry Lee Lewis. Die Bassläufe treiben wie verrückt, drüber hecheln irrwitzige Piano-Figuren, und im Trio – Kaeshammer hat Begleiter an Kontrabass und Drums – jagt man den Song durch eine wahnwitzige Boogie-Achterbahn. Eine Nummer und der Saal tobt.

Kaeshammer spielt nicht einfach Boogie. Er spielt mit dem Boogie. Er nimmt er ein Thema, variiert es, synkopiert es, zerhackt es mit einem kantig-schrägen Basslauf – und als er zum Thema zurückkehrt, ist es schneller geworden. Das steigert er in drei oder vier Runden bis zum Turbo, wo anstelle der Finger nur noch wuselnde Schemen über den Tasten zu erkennen ist.

Oder er steppt während des Spielens und im Sitzen mit seinen Füßen einen Rhythmus in den Bühnenboden, liefert sich ein Duell mit dem Drummer, indem er auf dem Steinway herumtrommelt. Platziert ein Tamburin auf den Saiten des Flügels und erhält so einen sirrenden Sound.
Sein Programm ist durchdacht aufgebaut. Unmittelbar nach dem Beatles-Rock’n’Roll bringt Kaeshammer eine Rolling-Stones-Nummer, "Down Home Girl", diesmal mit lockerem Country-Einschlag. Und was macht der Boogie-Pianist dann? Er spielt ein Stück von Peter Tosh und Bob Marley, als Boogie! Wobei er für den Refrain in den Reggae wechselt, dann wieder in den Boogie, zwischendurch "Oh when the saints …" in der Art eines klassischen Variationensatzes aufbereitet, nur eben im Boogie-Blues-Gospel-Genre, um schließlich wieder beim Reggae zu landen – eine 15-minütige Tour durch die Black Music von 1900 bis 1970. Das muss man erstmal hinkriegen!
Gemütliche Fasentsgroove gibt es mit Fats Dominos "Mardi Gras in New Orleans". Auch wenn der Fasnachtsdienstag schon zwei Wochen zurückliegt – das Publikum schwelgt in bester Laune.

"Schön, wieder hier zu sein."

Aber Kaeshammer kann auch ganz gefühlvolle Musik machen. Seine Version von Curtis Mayfields Gospelsong "People get ready" ist von schmerzhafter Intensität. Ganz leise tupft er die innige Melodie ins Klavier, macht den glühenden Seufzer nach Erlösung hörbar, der in diesem großartigen Song steckt. Ganz allmählich wächst der Sound und mit ihm das Inbrünstige – und verweht wieder in der Ferne.
Auf diesen tollen Musiker dürfen die Offenburg schon ein bisschen stolz sein. Michael Kaeshammer freut es, sich in seiner alten Heimat präsentieren zu dürfen. "Schön, wieder hier zu sein", sagt er, und man glaubt es ihm aufs Wort. So kommt man gerne zurück.

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